Im Sommer glich die Rotunde der Schirn Kunsthalle Frankfurt einem Spiegelsaal. Für John M Armleders Installation „CA. CA.“ waren die dortigen Scheiben komplett mit Spiegelfolien beklebt und von der Decke hingen zahlreiche Diskokugeln. Die neue Präsentation an Ort und Stelle, zu sehen seit dem 25. Oktober, stammt von der aus dem schottischen Alexandria stammenden Künstlerin Karla Black und trägt den Titel Conditions. Dieser spielt auf klimatische wie auch konservatorische Bedingungen an, die den Zustand und das Material eines Kunstwerks unmittelbar beeinflussen. In diesem Fall handelt es sich um eine Vaseline-Landschaft, aufgetragen auf einer Zellophanfolie. Farbige Glasscherben versehren die weiche Oberfläche der Masse, in der Farbpartikel und Spuren ihrer Fertigung sichtbar sind. Das Werk wird mit durchsichtigem Klebeband an seinen Rändern angehoben und ist auf Höhe des Rotunden-Umgangs im ersten Obergeschoss befestigt.
Die Materialität von Skulptur ist ein zentrales Thema der Künstlerin, die klassische skulpturale Materialien und Substanzen des täglichen Gebrauchs und der Kosmetik verwendet. Sie arbeitet mit den Händen, verreibt, schmiert, mischt. „Das hat bestimmt Spaß gemacht“, meinte diesbezüglich neulich ein Besucher zu seiner Begleitung, Bei genauerer Betrachtung kann man Spuren des kreativen Prozesses, das Verschmieren der Vaseline oder Fingerabdrücke auf der Folie erkennen, denn das Werk ist direkt mit den Händen entstanden. Überhaupt wurde zum Zeitpunkt meines Besuches außergewöhnlich viel über das gesprochen, was in der Rotunde präsentiert ist. Bei einer anderen Unterhaltung war von einem „Spiegelei“ die Rede und ein anderes Paar tauschte sich wie folgt aus:
Er: „Sieht aus, als wär was ausgelaufen“
Sie: „ Aber auch das ist Kunst.“
Er: „Unglaublich.“
Fotos: „Conditions“ von Karla Black in der Schirn Rotunde
Die Arbeiten von Karla Black waren bereits Gegenstand zahlreicher internationaler Einzel- und Gruppenausstellungen. Sie vertrat auch schon Schottland bei der Biennale von Venedig und war 2011 auch für den Turner-Preis nominiert.
Video: Karla Black – Sculptures of an ambiguous, fragile beatuy
Künstlerische Markierungen wie Verreiben, Schmieren und Mischen werden auch im ersten Rotunden-Umgang deutlich. Auf den Glasscheiben hat die Künstlerin mit Lippenstift, Lidschatten und anderen Farbmitteln Fingerabdrücke, Schlieren und Verwischungen angebracht. Insgesamt sind dort acht Werke von Karla Black zu sehen.
Fotos: Weitere Werke von Karla Black im Obergeschoss der Rotunde
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