Mit „The Curtain of Time“ präsentiert der in Berlin lebende Künstler Julian Irlinger im Portikus einen eigens für die Ausstellung in Auftrag gegebenen Film, der eingebettet ist in eine Installation, die an eine Bürokabine erinnert. Das 11-minütige Werk greift die Trickfilm-Ästhetik der Mitte des letzten Jahrhunderts auf, inspiriert von der Bildsprache der United Productions of America und der Zagreb School of Animated Film. In einer einzigen fortlaufenden Sequenz thematisiert es den Alltag in einem Architekturbüro: Ein Telefon klingelt, aber niemand nimmt ab. Im Film werden Modelle von ikonischen Gebäuden der Moderne in den Mülleimer geworfen und Zeichentische sind stattdessen mit Entwürfen von Fachwerkhäusern übersät, deren traditionelles Design auf eine neu entfachte „Faszination“ für die Rekonstruktionsarchitektur in Deutschland hinweist.

Der Film des früheren Städelschülers wird von der gesellschaftspolitischen Debatte um den Wiederaufbau zerstörter Gebäude im Zweiten Weltkrieg konzeptuell gerahmt, wobei manche dies als Erhalt der nationalen Identität und andere als nostalgisch verklärte Revision der Vergangenheit sehen. Im Ausstellungstext wird in diesem Zusammenhang auch auf die Stadt Frankfurt verwiesen, „deren Altstadt restauriert wurde“ – was so nicht korrekt ist, die wurde wenn überhaupt rekonstruiert und um historisch inspirierte Interpretationen ergänzt.

Portikus: Julian Irlinger - The Curtain of Time

Portikus: Julian Irlinger - The Curtain of Time

Julian Irlingers Animation erstreckt sich bis hin zu den Straßenlaternen der Alten Brücke, an denen bedruckte Banner mit den Silhouetten der schlafwandelnden Architekturbüro-Angestellten, müde ob des fortwährenden Konfliktes zwischen unterschiedlichen Perspektiven auf Erinnerungskultur, installiert sind.

Portikus: Julian Irlinger - The Curtain of Time

Passend dazu: Stephan Trüby, Professor für Grundlagen moderner Architektur an der Universität Stuttgart, wies bereits vor einigen Jahren darauf hin, „dass hinter der Rhetorik einer angeblichen Schönheit, einer angeblichen Tradition, einer angeblich europäischen Stadt, eben durchaus auch eine rechtsradikale Kulturpolitik, Architekturpolitik in diesem Falle, stehen kann.“ Wenn man also nicht aufpasst, hat man plötzlich eine „Neue Altstadt“ an der Backe, künftig womöglich auch noch die alte Spitze des „Langen Franz“. Kann ich bitte nochmal die Abrissbirne der Moderne sehen? Danke.

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