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In den vergangenen Monaten bin ich in der Frankfurter Medienlandschaft wiederholt auf den Begriff „Kaisertor“ gestoßen. Dieser bezeichnet das Ende der Kaiserstraße, das von manchen auch „Kaisersack“ – einer von vielen unlustigen Spitznamen für Orte und Gebäude in Frankfurt – genannt wird. So konnte man beispielsweise lesen, dass im „kürzlich als Kaisertor umbenannten Bereich“ nun auch „eine entsprechende Beschilderung hinweist“. Auf dem städtischen Portal „Frankfurt fragt mich“ heißt es außerdem: „Als Kaisertor (früher Kaisersack) wird der Bereich der unteren Kaiserstraße bezeichnet“. Selbiges kommuniziert das Dezernat V auf Instagram in englischer Sprache: „Kaisertor (formerly Kaisersack) is the name given to the area of lower Kaiserstraße.“

Kaisertor - Food-Container im Bahnhofsviertel Wegen solchen Formulierungen habe ich mich irgendwann gefragt, ob der Bereich mittlerweile tatsächlich offiziell so heißt oder Teile der Frankfurter Medienlandschaft einfach nur wieder willfährig über Maßnahmen der Stadt berichten. Fakt ist: Der Begriff „Kaisertor“ stammt aus dem Stadtmarketing. Bei der zuvor zitierten „Beschilderung“ handelt es sich nicht etwa um ein Straßenschild, was man in diesem Kontext durchaus so verstehen könnte, sondern um einen großen Schriftzug auf einem neu aufgestellten Food-Container. In der aktuellsten Version des Straßenverzeichnisses der Stadt Frankfurt ist der „neue“ Name ebenfalls nicht gelistet

Ich habe zwei Mitglieder des zuständigen Ortsbeirats (ÖkoLinx, Die Linke) angefragt, ob eine Umbenennung gemäß den Vorgaben im Leitfaden zur Straßenbenennung in Frankfurt am Main („Hiernach entscheidet der jeweilige Ortsbeirat über die Benennung der Straßen, soweit …“) geplant ist. Da ich im Zusammenhang mit dem „Kaisertor“ wenig über den Ortsbeirat gelesen habe, fragte ich bei dieser Gelegenheit auch noch nach, wie dieser eigentlich den Namen findet, inwiefern er im Prozess eingebunden war und wie eigentlich darüber entschieden wird, was vor Ort umgesetzt werden soll, also nach welchen Kriterien Aufträge erteilt werden, um z. B. eine Fahrbahn zu bemalen, Hochbeete aufzustellen oder einen Food-Container auf den Gehweg zu platzieren, zumal letzterer sogar noch bis vor Kurzem nur wenige Meter von der Fahrbahn entfernt aufgestellt war –  und das, obwohl zuvor kritisiert wurde, wie viele E-Scooter dort abgestellt würden, also an exakt selber Stelle. Offenbar ging es nur um das Erscheinungsbild, um eine Aufhübschung, und nicht etwa um einen alltagstauglichen Gehweg/Platz für Menschen, die dort zu Fuß unterwegs sind. Andererseits frage ich mich, wie wichtig solch ein „Aufhübschen“ tatsächlich gemeint ist, denn die Reste dieser doch eher wenig geglückten EURO-2024-Fahrbahnbemalung sehen furchtbar aus, und das nicht erst seit gestern.

Reste der Fahrbahnbemalung am sogenannten Kaisertor im Frankfurter Bahnhofsviertel

Kaisertor-Food-Container in der Kaiserstraße

Der Food-Container steht neuerdings an einer anderen Stelle. Ob dies aufgrund des von mir zuvor geschilderten Problems geschehen ist, weil man sich an der neuen Position mehr Umsatz verspricht, da man mehr „drin“ ist im Viertel, die Sonne zu stark geschienen hat oder ob es an den Süchtigen liegt, die sich durch die neuen Maßnahmen nicht vertreiben ließen, sondern nur wenige Meter zur Seite „umgezogen“ sind und dadurch potenzielle Kundschaft abschrecken, ist mir nicht bekannt. Übrigens hat keines der beiden OBR-Mitglieder geantwortet. In Hessen sind zwar aktuell noch Schulferien, also auch Urlaubssaison, aber eine Abwesenheitsnotiz, womöglich mit Verweis auf eine andere Kontaktperson, sollte im Jahr 2024 eigentlich selbstverständlich sein.

BHFSVRTL BLEIBT DOPEEine Online-Umfrage zum Abschnitt am Ende der Kaiserstraße – kurioserweise mit Beginn der Sommerferien am 15. Juli gestartet wurde und nur 6 Tage länger Laufzeit (bis zum 31. August) als die Ferien selbst, – verspricht „Beteiligung zur Umgestaltung am Kaisertor“, aber eigentlich geht es nur darum, Rückmeldungen zu vorausgewählten Themen zu geben – zu Banalitäten wie eine Fahrbahnbemalung, aber „natürlich“ auch zu weniger Autos/mehr Platz für Bikes, noch mehr Außengastronomie und mehr Sicherheit. Am Ende der 32 Fragen darf man noch mitteilen, ob man in Frankfurt wohnt oder nicht, was diese Umfrage völlig ad absurdum führt. Man könnte sich schon fragen, warum überhaupt Bürger*innen aus anderen Stadtteilen über einen Bereich abstimmen dürfen, in dem sie gar nicht leben – aber sogar Leute von außerhalb? Dafuq?

Update 1.9.24:
Baustelle statt Food-Container. Womöglich der Grund für den kurz zuvor erfolgten Platzwechsel.

Baustelle am sogenannten Kaisertor in Frankfurt

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