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Frankfurt ist eine Nuttööö, die für alles und jeden die Beine breit macht, jeder darf mal ran. Niemand kommt, um anschließend auch noch zu schmusen oder zu kuscheln. Falls jemand doch mal 5 Minuten übrig hat und sich Frankfurt zuwendet, freut sich fast die ganze Stadt, dass jemand mehr in ihr sieht, als nur die Dorfmatratze unter den Metropolen dieser Welt. Und sei es sogar nur ein 12. Platz, wie kürzlich erst, beim Sollte-man-2014-besucht haben-Ranking der New York Times. Hier wurde Frankfurt sogar als einzige Stadt aus Deutschland aufgeführt, Hamburg, München oder Berlin suchte man vergeblich, wurden aber, beachtet man die Kriterien der New York Times, möglichwerweise bereits in der Vergangenheit dort berücksichtigt. Aber hey, wen interessieren schon ernsthaft solche Rankings, wenn die „eigene“ Stadt nicht dabei ist? Wer interessiert sich denn bei solchen Rankings, selbst wenn, so wie im diesen Fall, die eigene Stadt dabei ist, tatsächlich für das, worum es eigentlich geht, nämlich die anderen Places, denen man 2014 einen Besuch abstatten könnte? Oder gibt es da draußen etwa Menschen, die auf Anhieb sagen können, welche Städte in diesem Ranking Platz 1 bis 11 belegt haben? Also ohne nachzuschauen. Okay, einfacher, Platz 1 bis 5? Und? Eben.

Sich selbst feiern muss ja prinzipiell nichts Schlechtes sein, in Zeiten, bzw. an Orten, wo allerdings mittlerweile schon der 12. Platz (in Worten: ZWÖLF!!) eines Rankings abgefeiert wird, darf man sich aber auch mal die Frage stellen, wie solche Menschen diese Stadt eigentlich sonst so sehen? Vermutlich halte ich es hier wie der ehemalige Fußballer Matthias Sammer, der vor einigen Jahren schon die geplanten Feierlichkeiten der deutschen Nationalelf zu einem 2.(!) Platz kritisierte. Und das, obwohl dieser wenigstens durch eigenes Zutun erreicht wurde, und nicht etwa von irgendwem einfach zugewiesen wurde.

Dass in Frankfurt aber auch wirklich jede Top-Irgendwas-Platzierung beklatscht wird – die nationale Kriminalstatistik, wo die geballte Schöne-heile-Welt-Propagandisten Frankfurts, Kopfschuss hin, Geiselnahmen her, immer den bösen, bösen Flughafen hervorkramen, weil dieses Ranking national in den Medien immer ziemlich aufgebauscht wird, mal ausgenommen – ist man ja fast schon gewohnt, aber Platz 12? Also bidde … Oder entspricht eine bestimmte Platzierung in der New York Times, wie nunmal jetzt dieser 12. Platz irgendwie einem 1. Platz woanders, hat das mehr Gewicht? Wird die New York Times als Quelle genannt, wird sie ja gerne mal mit „die renommierte New York Times“ oder „die angesehene New York Times“ ins Gespräch gebracht, wobei, zumindest ich, das nie in Verbindung mit dem Ressort Reise vernommen habe. Es sagt ja auch niemand „geiler Benz“ und meint dabei die A-Klasse oder einen A1, wenn er von „’nem fetten Audi“ redet.

Frankfurt hat es überhaupt gar nicht nötig, sich über einen 12. Platz zu freuen oder sind wir hier jetzt schon so tief gesunken? Frankfurt, so wie es ist, und noch mehr wie es war, ist für mich jedenfalls immer die Nr.1, vollkommen egal wer oder was sich, positiv oder negativ, dazu äußert. Nichts wird dadurch besser, richtiger, schlechter oder falscher, nur weil auch andere dieselbe Ansicht vertreten. Ich hab trotz viel Kritik mehr Frankfurt im Herzen als jeder Clown mit seinem durchschaubaren Frankfurt- und Herzchen-Gedöns im Gepäck.

Mir scheint, als würden nicht wenige in Frankfurt lebende Menschen sowohl diesen Frankfurt-parasitären MTK-, MKK- und FB-Spinnern, als auch diesen ganzen Besucher*innen aus dem Rest des Landes, die in einem kleinen Zeitfenster den Großstadt-Tetrathlon, Airport – Hauptbahnhof – Messe – City, absolvieren und somit Frankfurt recht einseitig „erleben“, viel zu viel Aufmerksamkeit schenken. Auch scheint es Wasser auf die Mühlen derer zu sein, die hier gestrandet sind und sich bei ihren Urlaubs-/ Brückentags-/ Feiertagsbesuchen an ehemaliger Wirkungsstätte immer einer ganzen Latte an Ressentiments zu Frankfurt konfrontiert sehen und nun öfter mal mit Top-Rankings zu Frankfurt zu punkten meinen. Nur, eigentlich ist es so, dass im Gegensatz zu „Ich leb‘ jetzt in Berlin“ oder „Mia san mia“ hier in Frankfurt eigentlich mal ein gewisses Understatement herrschte und wieder ein bißchen mehr davon, und bedeutend weniger Applaus für Scheiße, würde sicher auch heute noch, bzw. wieder, der Stadt gut zu Gesicht stehen.

Alles außer Frankfurt ist Scheiße

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9 Comments

  • M. sagt:

    Wunderbar geschrieben. Hätte man nicht besser sagen können!

    Überdies geht es mir genau wie beschrieben: Ich habe keine Ahnung, wer die Ränge 1 bis 11 belegt, aber mit dem 12. Rang für Frankfurt wurde ich nun schon gefühlt 20 mal konfrontiert.

    • stadtkind sagt:

      Da geht’s Dir ähnlich wie mir. Das ist in etwa wie ins Maxie Eisen zu gehen und sich wundern, dass es außer Pastrami noch andere Gerichte gibt.

  • matthias sagt:

    Wie kommt ihr auf Ranking? Es sind einfach 52 Tipps mit Reisezielen, die man nicht unbedingt auf spontan dem Radar hat, die sich aber trotzdem lohnen können. Das trifft ja bei allem gebotenen Understatement zu. Und wenn die MTKler jetzt beim nächsten Cluburlaub erzählen, sie kämen aus #12, so what. Im nächsten Jahr steht dort Mulhouse.

    • stadtkind sagt:

      „…Cape Town would be our No. 1…“, „top choice“ oder „…made the top 10“, wie die NYT selbst dazu schreibst, klingt nach mehr, als nur „einfach 52 Tipps.“

  • tikerscherk sagt:

    Obwohl ich inzwischen schon sehr lange in Berlin lebe, ist Frankfurt für mich immer noch einr große Liebe. Allein das Bahnhofsviertel ist viel großstädtischer, als Berlin es je sein wird, und der Main ist ein richtiger Fluß und nicht nur ein Kanal.
    Auch kulturell kann Frankfurt es locker mit anderen Metropolen aufnehmen, und die Musikszene ist wohl einmalig.
    Dieser Platz 12 ist ja gleichzeitig der Platz 1 in Deutschland, und Platz 2 in Europa.
    So muss man das sehen.

  • Jackson F. sagt:

    Interessant geschriebener Artikel. Mit dem parasitären Frankfurter Umland sowie der häufigen Reduzierung Frankfurts auf seine Drogenszene und Kriminalstatistik stimme ich dir zu.
    Die Bezeichnung „Scheiße“ für die Reisetipps der NYT ist aber doch vollkommen übertrieben immerhin hast du dem Thema ja sogar einen Artikel auf deinem Blog gewidmet.
    Wie matthias bereits erwähnt hat ist wohl eher eine Liste als ein Ranking. Belize in der Karibik hätte es dann nur auf Platz 50 „geschafft“ ja vollkommener Unsinn wäre auf einem Ranking der Sollte-man-2014-besucht-haben-Orte. Die Karibik sollte man immer besuchen, egal im welchem Jahr. Meiner Meinung nach.
    Wählt man zu Beginn des Artikels den Filter „Europe“ steht Frankfurt übrigens an dritter Stelle.

    P.S. Maxie Eisen sieht echt lecker auf deinem Bild. Ist übrigens ein Restaurant-Tipp für Frankfurt, habe ich letztens in der NYT gelesen… :)

    • stadtkind sagt:

      Naja, zum Thema Ranking habe ich mich bereits im vorherigen Kommentar geäußert und beim „Scheiße“ am Ende des Blogposts hab ich das Thema New York Times eigentlich schon lange verlassen (auch wenn es als einer von zig hundert vergleichbaren Vorläufern, da auch mit reinfällt).
      Dennoch, die Logik hinter dem „immerhin hast du dem Thema ja sogar einen Artikel auf deinem Blog gewidmet“ erschließt sich mir nicht, denn selbst wenn das angesprochene „Scheiße“ so gemeint wäre, wie von Dir interpretiert, schließt das Eine ja nicht das Andere aus.
      Zum Bild: Schon Wahnsinn, ganz Frankfurt scheint die New York Times im Abo zu haben ;) Ich werd jetzt erstmal bei der NYT anrufen und denen sagen, dass der beiläufig erwähnten Location das Pastrami ausgegangen ist und wohl erst wieder in zwei Wochen mit Nachschub zu rechnen ist. Da wackelt Platz 12!! ;)

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