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Als House, Techno und Trance in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren aufkamen, wurden diese neue Clubmusik und die dazu nächtelang feiernden Partygäst*innen nicht selten mit indigenen Völkern in Verbindung  gebracht – sei es wegen den sich wiederholende Beats, die an traditionelle Trommelrhythmen erinnern, oder den DJs, die als eine moderne Form von Schamanen mit ihren Sets die Clubbesucher*innen in einen kollektiven Zustand versetzten. Viele Produktionen dieser Zeit nutzen Samples und Sounds von natürlichen Klängen und ethnischen Instrumenten, was die Assoziation mit indigenen Kulturen verstärkte. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Oliver-Lieb-Projekt „The Ambush“. In genau dieser Tradition bewegt sich nun auch DJ Koze mit seinem „Buschtaxi“ benannten neuen Track. Bei diesem handelt es sich um eine weitere Vorabveröffentlichung aus seinem kommenden Album „Music Can Hear Us“, das am 4. April 2025 auf seinem eigenen Label „Pampa Records“ erscheinen wird. DJ Koze, bürgerlich Stefan Kozalla, war in den 1990er Jahren vor allem bekannt als Mitglied der Flensburger Rap-Band Fischmob („Susannen zur Freiheit“), allerdings beschäftigte er sich bereits damals auch schon mit elektronischer Musik, wenngleich das zu dieser Zeit eher nur ein Thema für szenespezifische Magazine war.

„Buschtaxi“ ist ein für DJ Koze typischer Track, der mit melodischen Fragmenten eine hypnotische Basis schafft und im weiteren Verlauf durch Klänge und Geräusche ergänzt wird – in diesem Fall durch solche, die Assoziationen zu fernen afrikanischen oder anderen – nach eurozentrischen Vorstellungen – „exotischen“ Welten wecken. In der offiziellen Beschreibung zu „Buschtaxi“ wird der Track wie folgt beschrieben:

„Like an unleashed Tarzan, crashing through the skull directly into consciousness with his vine, Koze with Buschtaxi tears through the jungle. With his unique recipe of psychedelic madness and spiritual potency, he picks up all the lost rave souls and drives them to a place no one knew existed. Buschtaxi hits differently.“ (Pampa Records Official)

DJ Koze – „Buschtaxi“ 

Übrigens: Da ich den Begriff „Buschtaxi“ bis zu diesem Track zuvor noch nie gehört oder gelesen hatte, jedoch andere Wörter, die „Busch“ enthalten, durchaus problematische Konnotationen hervorrufen, wollte ich herausfinden, was es damit auf sich hat. Das Ergebnis: Er steht für robuste und zuverlässige Fahrzeuge, die in abgelegenen oder schwer zugänglichen Gegenden, besonders in Afrika und Lateinamerika, als Transportmittel für Menschen und Güter eingesetzt werden. Doch auch wenn dieser Begriff in den entsprechenden Kreisen ein gängiger Ausdruck ist, der sogar mit einem Qualitätsprodukt in Verbindung gebracht wird, so hat der Ausdruck „Busch“ auch in diesem Kontext koloniale Wurzeln, da er einst genutzt wurde, um tropische oder subtropische Landschaften und die dort lebenden Menschen zu exotisieren und abwertend darzustellen. Nach Angaben der 2013 erschienenen Broschüre Mit kolonialen Grüßen, herausgegeben vom glokal e.V., werden kolonialisierte Gesellschaften häufig durch Begriffe beschrieben, die ihre vermeintliche Natürlichkeit und Naturverbundenheit betonen und sie von dem, was als „modern“ gilt, abgrenzen. So werden Menschen als „Buschmenschen“ oder „Naturvölker“ bezeichnet, die an „Naturreligionen“ glauben, während in Bezug auf Europa ausschließlich von „Menschen“, „Völkern“ und „Religionen“ gesprochen wird – das Eigene also mit Begriffen bezeichnet wird, die ohne Zusätze verständlich sind und dadurch neutral und universell erscheinen.

• DJ Koze/Pampa Records im Internet: Website (PR) –Bandcamp (DJK)- Instagram (DJK) – YouTube (PR) – Facebook (DJK)

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