Ich weiß nicht mehr, ob es ein Konzert der Fantastischen Vier im Palais Osthafen war oder eine hr3-Clubnight mit Chilly-T und als Live-Special die Fantastischen Vier dort aufgetreten sind, aber auf jeden Fall kommentierten Freunde von mir das damals mit den Worten „So Zappler, die auf deutsch rappen“. Von der Stuttgarter Hip-Hop-Band in Zeiten von „Die da?!“ war ich auch kein Anhänger, das war mir musikalisch, stilistisch und inhaltlich zu weit weg von dem, was ich bis dahin zu diesem Thema gehört hatte, nämlich US-Rap, z. B. von Public Enemy, Paris, NWA, Ice-T, Geto Boys, EPMD oder auch Donald D.
Es sollte aber gar nicht mehr allzu lange dauern, bis sich das mit der deutschen Sprache im Rap auch in eine andere Richtung entwickeln sollte. Die ersten, die diesbezüglich hervorstachen, waren Iz & Tone mit „Ich diss Dich“, das bis heute als Meilenstein im Deutschrap gilt. Der Song erschien 1993 zunächst beim Frankfurter Hardcore-Techno-Label PCP, auf dem Techno-Sampler „Frankfurt Trax Vol. 4 – The Hall of Fame“ und erst im darauffolgenden Jahr als eigene EP, zusammen mit dem Song „Gib mir die Zeit“ und unter dem Namen Konkret Finn. Ich erinnere mich noch daran, wie ich diese Platte im BOY Records kaufte – es gab dort eigentlich nur Technoplatten – und das an der Kasse zu einem lauten „HEY, ES KAUFT JEMAND DIESE RAP-PLATTE!!!“ führte. Überhaupt schien es damals in Frankfurt einige Berührungspunkte zwischen elektronischer Musik und der Hip-Hop-Kultur zu geben: Man denke an We Wear The Crown mit Moses P. und Marc Spoon Ende der 1980er Jahre, die vom Urban-Art-Künstler Me One mit Sprühdosen umgesetzte Variante des (von Brigitte Neubert entworfenen) OMEN-Logos an der Außenwand des Clubs mit Kultstatus oder auch Fast-H, der ebenfalls bei PCP dem Projekt Smash? („Konstablerwache“) seine Stimme lieh, bevor er mit Variety Pac auf die Deutschrap-Schiene einstieg.
Ansonsten tauchten auch sehr früh noch die Asiatic Warriors (Azazin aka Azad, D-Flame, A-Bomb und Combad), Da Germ und das Rödelheim Hartreim Projekt auf, wobei von den eben aufgezählten Acts nur RHP ausschließlich in deutscher Sprache unterwegs war. Ich konnte der Attitüde, die RHP und besonders Moses P. an den Tag legte zwar einiges abgewinnen und freute mich auch für deren bundesweiten Achtungserfolg, aber bei den anderen Frankfurter Rappern klang es zu dieser Zeit dennoch mehr nach Hip-Hop – aber die hatten vermutlich auch keine äh… „Deutschrocker“ als Inspiration, wie das leider bei Pelham der Fall war. Die zweite Welle aus Frankfurt war für mich ganz klar von Nordmassiv, dem Kollektiv Binding Squad sowie Azad geprägt.
Hier eine Auswahl mit 20 Songs zu Rapmusik aus Frankfurt am Main, die in der Zeit von 1993 bis 2003 veröffentlicht wurden, die meisten davon in deutscher Sprache.