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Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz definiert ein „Reallabor“ als einen zeitlich und oft räumlich oder sachlich begrenzten Testraum, in dem innovative Technologien oder Geschäftsmodelle unter realen Bedingungen erprobt werden. In dem vom Deutschen Architekturmuseum organisierten „Reallabor“ steht seit Ende Juni eine in der Spitze bis zu 60 Meter lange Bank – eine Kunstinstallation des Medien- und Performance-Kunst-Kollektivs Ligna – im Mittelpunkt, zu der auch eine App entwickelt wurde. Die unterschiedlich zusammensetzbaren Bank-Module sollen einladen zum Pausieren, als Begegnungsort fungieren, aber auch Austragungsort von spontanen Performances sein. „Besucher*innen können hier in die Choreografien und Hörstücke von 15 internationalen Künstler*innen eintauchen, verschiedene Sitz- und Liegepositionen ausprobieren und erleben, wie das Sitzen urbane Räume neu definiert“, so das DAM auf seiner Website.

Eigentlich keine neue Erkenntnis, die eine solche temporäre Aktion bräuchte: Sitz-Möglichkeiten ohne Konsumzwang sind, zumindest grundsätzlich, eine sowohl einfache wie auch gute Idee – mit oder ohne künstlerische Begleitung. Wie an den Fotos zu sehen ist, gibt es für diese Installation keinen festen Ort, die Lange Bank wird auf verschiedenen Plätzen in Frankfurt aufgestellt. Ich habe sie bisher an zwei Stellen an der Hauptwache und auf dem Friedrich-Stoltze-Platz entdeckt.

Die Lange Bank direkt an der Hauptwache, vor der Katharinenkirche. Wenn es nicht gerade geregnet hat, steht die Bank dort völlig ohne Schutz vor der Sonne. Sinn der Platzierung dort?

Zukunft Innenstadt: Die Lange Bank - Installation in Frankfurt

Die Lange Bank am sogenannten „Hauptwache-Wäldchen“ neben der Filiale der Frankfurter Sparkasse. Gute Platzierung, da Bäume den nötigen Schatten im Sommer spenden. Generell ist das eine Ecke, die auch von Obdachlosen genutzt wird, was die Frage aufwirft, warum ausgerechnet dieser Platz als Begegnungsort fungieren soll. Oder etwa genau deswegen?

Zukunft Innenstadt: Die Lange Bank - Installation in Frankfurt

Nachdem die Bank zwischenzeitlich an anderen Orten aufgestellt war, kehrt sie, quasi rechtzeitig zum Halli-Galli-Nachtschicht-Hauptwache-Wochenende, wieder am „Hauptwache-Wäldchen“ – wer hat eigentlich diesen Namen verbrochen? – zurück und fungiert, ungewollt oder beabsichtigt, als Sitzgelegenheit für die Events anderer. Wäre das also auch geklärt. Toll.

Zukunft Innenstadt: Die Lange Bank - Installation in Frankfurt

Auch der Friedrich-Stoltze-Platz ist ein Platz, der nicht selten von Obdachlosen genutzt wird und siehe da, auch hier taucht Die Lange Bank auf. Sieht ein bisschen so aus, als würden hier gezielt Orte bespielt werden, die manch eine*r als Unort bezeichnen würde. Und Unorte machen solche Leute natürlich immer an einem bestimmten Publikum fest, und nicht etwa an dem Ort an sich.

Zukunft Innenstadt: Die Lange Bank - Installation in Frankfurt

Update September 2023:
Die Lange Bank kam mittlerweile auch am Mainkai zum Einsatz, zu Zeiten als dieser noch für den Autoverkehr gesperrt war, und neulich habe ich sie auch auf dem François-Mitterrand-Platz gesehen, der neuerdings mit einer Art Kiosk oder Bar bespielt wird. Der Platz ist einer dieser Plätze in Frankfurt, die für nichts stehen, für den sich aber auch nie jemand interessiert hat, außer Obdachlosen und Süchtigen aus dem Bahnhofsviertel, die sich dort immer wieder einfinden. Wo kämen wir auch hin, denen einen Platz zu überlassen, die sowieso schon durch die gesellschaftlichen Raster gefallen sind, nehmen wir ihnen doch auch noch diesen Platz weg, wie es ja auch schon am Pseudo-Hipster-Kiosk am Wiesenhüttenplatz, dort, zumindest bisher, ohne Einsatz dieser Langen Bank, gehandhabt wird. Die Idee „Lange Bank“ ist grundsätzlich gut, aber leider scheint sie vor allem einer politischen Agenda zu dienen.

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