Es müsste kurz nach der Jahrtausendwende gewesen sein, als ich mich erstmals näher mit den Wappen der Stadt Frankfurt am Main und des Sportvereins Eintracht Frankfurt befasst habe. Ich weiß nicht mehr genau was der Auslöser war, vermutlich das von mir erst später bemerkte neue Wappen der Eintracht, das zum 100-jährigen Bestehen eingeführt wurde, wobei die Eintracht als „Eintracht“ erst 1920 in Erscheinung trat. Das Gründungsjahr 1899 stammt von den Vorgängervereinen „Victoria“ und „Kickers“, aus den zahlreichen Zusammenschlüssen von Vereinen und Abteilungen schrieb man sich halt das älteste Datum auf die Fahne und demzufolge hat man bis heute auch (mind.) 7 verschiedene Wappen vorzuweisen. In diesem Zusammenhang stieß ich auch auf die vielen Wappen der Stadt Frankfurt am Main und somit auch auf das von Hans Leistikow im Jahr 1925 entworfene Stadtwappen in all seinen Variationen.
Im Rahmen des Stadtplanungsprogramms „Das Neue Frankfurt“ holte Stadtrat Ernst May seinen Bekannten Hans Leistikow nach Frankfurt am Main, wo er als Leiter des Grafischen Büros eingesetzt wurde. Sein Beitrag lag vor allem auf Gebieten der Typografie und Gebrauchsgrafik, beteiligt war er u. a. am Layout der Zeitschrift Das Neue Frankfurt, an der Farbgebung städtischer Bauten sowie an dem hier thematisierten Stadtwappen.
Ich finde zwar keinen der Frankfurt-Adler von Hans Leistikow perfekt – am ehesten sagt mir der zu, der in großer Darstellung in der Ausstellung Alles neu! 100 Jahre Neue Typografie und Neue Grafik in Frankfurt im Museum Angewandte Kunst (2016) zu sehen war –, aber auf jeden Fall mag ich nicht die Varianten, bei denen mich die Gestaltung der Flügel an Chanukka- und/ oder Menora-Leuchter und die Krallen an Legofigurenhände erinnern. Da die Nazis dafür wenig zu begeistern waren, wurde das Wappen, das für stadtamtliche Drucksachen und Briefköpfe bis in die 1930er Jahre verwendet wurde, von ihnen gegen das bis heute gültige ausgewechselt. Eigentlich seltsam, dass das bis heute beibehalten wurde.
Im Frankfurt am Main ist der Leistikow-Adler in einer Gedenktafel für Johanna Kirchner an der Paulskirche eingearbeitet …
… und aktuell auch auf einer Hinweis-Tafel zur DB Lounge im Frankfurter Hauptbahnhof, zumindest eine Abwandlung davon und auf der großen Digitaldisplayanzeige am Historischen Museum zu sehen. Ein weiteres Exemplar findet sich auf einem Schaufenster eines Fahrradgeschäftes in Nähe des Mainufers.
Eine Variante des Frankfurter Adlers von Hans Leistikow wird auch verwendet in einer Tafel, die an das Wohnhaus von Ludwig Landmann erinnert.
Im Bereich Urban Art ist er mir 2011 in der Altstadt zum ersten Mal aufgefallen, als rund um die U-Bahn-Station Dom/Römer viele Flächen mit Graffitikunst bemalt wurden. Dort war er auf den Schildern der Römer angebracht.
Nach den bereits zuvor erwähnten Ausstellungen im Museum Angewandte Kunst (2013, 2016) und Historisches Museum Frankfurt (2022), in denen auch der Leistikow-Adler thematisiert wurde, erschienen ab 2016 Ausgaben des Graffitimagazins Gossenpost. Für jenes Format kommt der Adler themenspezifisch mit Sprühdose und Marker, später auch noch um eine Baseball-Cap ergänzt zum Einsatz, und zwar sowohl im Magazin, als auch in Aufklebern im Stadtgebiet, manchmal sogar in Kombination mit einer gebrochenen Schrift, was allerdings stark im Kontrast zu den Design- und Architekturbewegungen der Zeit steht, in der das Wappen entworfen wurde.
Neben Aufklebern mit dem Wappen allein …
… lassen sich auch Exemplare mit antifaschistischer Ausrichtung entdecken.
Zu guter Letzt: Der Leistikow-Adler im Original wie auch wieder in abgewandelter Form mit Bezug zu Eintracht Frankfurt, einmal als Aufkleber, einmal als Teil einer Choreo vor einem Heimspiel in der UEFA Europa League.
Bei weiteren Fundstücken zum Frankfurt-Adler von Hans Leistikow werden Fotos davon in diesen Beitrag nachträglich an der passenden Stelle des Artikels eingepflegt und evtl. auch entsprechend textlich ergänzt.