Das Ende von Karstadt in Frankfurt wurde Ende Juni 2023 besiegelt. Der Räumungsverkauf lief wohl extrem gut, bereits eine Woche vor dem vorgesehenen Ende am 30. Juni wurde das Geschäft geschlossen. Seit 2018 gehörte Karstadt zu Galeria Kaufhof und hieß seitdem eigentlich Galeria Karstadt Kaufhof, aber am großen Gebäude des Kaufhauses auf der Zeil ragten weiterhin die großen KARSTADT-Schriftzüge in den städtischen Raum hinein. Die gehören seit dieser Woche aber auch der Vergangenheit an.
Zuvor war dort das Kaufhaus Hertie angesiedelt, welches 1993 an Karstadt verkauft, aber an dieser Stelle erst 2001 von Hertie auf Karstadt umbenannt wurde. Hertie war bis zur Übernahme durch Karstadt einer der führenden Warenhauskonzerne in Deutschland und betrieb auch über 30 Bilka-Warenhäuser (für die Jüngeren: So etwas wie Woolworth), die Elektronik-Fachmärkte Schaulandt und die Musikhandelskette WOM – World of Music.
Schaulandt war 1985 zum stärksten Anbieter von Unterhaltungselektronik im ganzen Land aufgestiegen und betrieb zwölf Filialen, die Gründer Thomas Wegner 1989 an den Hertie-Konzern verkaufte. 1987 übernahm Hertie 50 % der Anteile der Marke WOM und verwendete diese Marke für die Musikabteilungen seiner Kaufhäuser, u. a. auch in Frankfurt. Nach der Karstadt-Übernahme wurde WOM in den nächsten Jahren aus den Kaufhäusern entfernt. Ich dachte eigentlich, dass damit auch WOM Geschichte sei, aber 2009 kaufte jpc von Karstadt die Marke WOM – World of Music. Wer immer noch physikalische Tonträger kauft, kennt neben Amazon auch noch Shops wie hhv und eben jpc, aber dass es auch noch WOM, wenngleich nur noch online gibt, wusste ich bisher nicht, denn jpc betreibt seine Seite nahezu identisch auch als wom.de.
Ob Hertie oder Karstadt, ich fand den Laden auf der Zeil immer zu dunkel, wirkte vielleicht auch deswegen weniger einladend oder modern, beim Kaufhof an der Hauptwache gab es in all den Jahrzehnten gelegentlich vernehmbare Veränderungen, um irgendwie mit der Zeit zu gehen. Hertie war aber damals insofern interessant, weil es mit dem zuvor erwähnten WOM eine Alternative zur großen Tonträger-Abteilung des damals erst bundesweit zweiten Saturn (damals: Saturn Hansa) in der Berger Straße bot und in der Vorweihnachtszeit dort immer das Pony stand.
WOM war zwar immer etwas hochpreisiger, aber, obwohl auch in einem Kaufhaus-Konstrukt eingebunden, vom Flair eher ein richtiges Geschäft für Tonträger. Mit dem Virgin Megastore und HMV folgten noch weitere Tonträger-Geschäfte auf der Zeil, aber eine Erfolgsgeschichte wurde das alles leider nicht mehr. Zur WOM-Filiale in Frankfurt gab es leider nichts verwertbares im Internet, aber dafür ein Video von 1993, das den WOM in Mannheim zeigt und der ähnelt doch sehr dem in Frankfurt.
1993 – WOM – World Of Music – A Record Shop – in Mannheim/Germany
Zum Ende von Karstadt gibt die in vier Videos aufgesplitterte Reportage „Karstadt, der grosse Schlussverkauf“ auf YouTube, hochgeladen zu Zeiten, als die Länge eines Clips nicht mehr als 10 Minuten betragen durfte.
Karstadt der grosse Schlussverkauf
Links zu Teil 2, Teil 3 und Teil 4.
Weiter gehen wird es an Ort und Stelle übrigens mit dem mir bisher völlig unbekannten Aachener Department Store. In derlei Stores sollen neben Mode und Schmuck auch Spielzeug, Schreibwaren, Heimtextilien oder Haushaltswaren angeboten werden, berichtete die Tagesschau im April. Bereits im März berichtete die FAZ, dass der Investor „allen 220 Beschäftigen ein Arbeitsangebot machen“ möchte. Hoffentlich ein seriöses, generell bergen solche Situationen die Gefahr, dass das neue Arbeitsangebot im Vergleich zu den bisherigen Konditionen schlechter ausfällt.