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Die „Harmonie“ gehört zusammen mit den Kinos „Cinéma“ und „Eldorado“ zu den „Arthouse Kinos Frankfurt“. Als im November im Harmonie-Kino in Sachsenhausen die einzige Vorführung des Filmes „Gaza mon amour“ abgesagt wurde, hat es außer mir niemanden interessiert. Weder in der Presse noch bei (regionalen) Instagram-Konten mit pro-palästinensischer Positionierung war etwas dazu zu vernehmen. Ich vermutete eine Absage aufgrund des Israel-Gaza-Kriegs, was mir auf Anfrage sowohl von der Theaterleitung des Harmonie-Kinos („bewusst ersatzlos storniert“) als auch von der Kooperationspartnerin, der Stiftung Ostwestpassagen („von der Vorführung im Moment abzusehen“) bestätigt wurde. Gut fand ich die Entscheidung trotzdem nicht, weil ich kein Freund von solchen Maßnahmen im Kulturbetrieb bin.

Obwohl diese Kinos unter einem Dach vereint sind, hat das Arthouse-Kino „Cinéma“ an der Hauptwache nun, sechs Monate später, trotz des anhaltenden Krieges und mittlerweile noch viel mehr Todesfällen – diese „allerdings“ im Gazsastreifen, und dort, so mein Eindruck, scheinen den Deutschen die Toten nicht ganz so nahezugehen wie die auf israelischer Seite, obwohl man doch sonst gerne vorgibt, zwischen der Hamas und der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu unterscheiden – keine Bedenken, den Film „Golda – Israels eiserne Lady“ zu zeigen. Bedenken, wie man sie noch vor einigen Monaten bei der Komödie „Gaza mon amour“ hatte, die nach Angaben der Stiftung Ostwestpassagen übrigens weder „anti-israelisch noch antisemitisch“ ist und von zwei Hamas-kritischen Regisseuren gedreht wurde. Zum Vergleich: „Golda – Israels eiserne Lady“ erzählt eine Geschichte rund um den von Ägypten, Syrien und weiteren arabischen Staaten gegen Israel geführten Krieg im Jahr 1973.

Als wäre das nicht schon seltsam genug, eine Gaza-Komödie aus dem Programm zu streichen, aber ein Israel-Kriegsdrama ins Programm aufzunehmen, ist nach Angaben des in Frankfurt ansässigen ÖRR, dem die Absage von „Gaza mon amour“ damals keine Meldung wert war, die für den 7. Mai vorgesehene Frankfurt-Vorpremiere von „Golda – Israels eiserne Lady“ in Anwesenheit des Zeitzeugen David Schiller und mit anschließendem Filmgespräch, abgesagt worden. Angeblich hätten anti-israelische Aktivist*innen Druck auf das Kino ausgeübt. Das Kino selbst hatte sich zu diesem Zeitpunkt, am Morgen des 2. Mai, noch nicht dazu öffentlich geäußert. Hat es aber auch damals, bei „Gaza mon amour“, nicht getan, da musste man schon selbst nachfragen. Zum Zeitpunkt dieser Meldung gab es nur den Post einer Nutzerin im Sozialen Netzwerk X, in der sowohl Kritik an das Cinéma-Kino als auch ein Screenshot von einer Rundmail der Veranstalterin der Filmvorführung, der Wizo, eine NGO, die in Israel ca. 800 Institutionen unterhält, geteilt wird. Eine derart dünne und einseitige Informationslage reicht also für eine Meldung – wie das eben so ist, wenn man Social Media nacherzählen mit Journalismus verwechselt. Mittags erschien bei t-online, dem Portal der Außenwerbungsfirma Ströer, dem die Absage von „Gaza mon amour“ damals auch keine Meldung wert war, ein Artikel, in dem sich das Cinéma-Kino zur Situation äußert, denn t-online hatte zwischenzeitlich dort angefragt. Am frühen Abend erschien auch noch ein Artikel bei der FAZ – ein Blatt, das der Absage von „Gaza mon amour“ seinerzeit auch keinen Artikel wert war, und am späten Abend legten die ÖRRis von der Bertramswiese nochmal nach: Unter anderem heißt es, dass „Unklar ist, ob es zu konkreten Bedrohungen gegen das Kino oder die Beschäftigten kam“ und der normale Kinostart von „„Golda – Israels eiserne Lady“ am 30. Mai nicht betroffen ist, der Film soll weiterhin ab 30. Mai in einem der Arthouse-Kinos gezeigt werden. Warum auch nicht? Ist ja keine Komödie aus Gaza. Alles ganz normal.

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