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langweilig ist es in frankfurtFrankfurt ist mehr als eine Bankenstadt. So hört und liest man es immer wieder, vor allem in Frankfurt. Ist das so? Oder eher nicht, wenn solch eine Floskel immer noch bemüht werden muss?

Heute bin ich über zwei sich ähnelnde „Artikel“ in der FR („Frankfurt ist langweilig“) und FAZ („Frankfurt ist öde und tot“) auf die 10 most disappointing destinations in the world aufmerksam gemacht worden. Ähnliche Artikel, oftmals „weiterverarbeitete“ dpa-Meldungen, sind prinzipiell keine Seltenheit (ist das dieses Journalismus?), aber schade, dass bei einem Thema „vor der eigenen Haustür“, denn auch Frankfurt befindet unter den zehn enttäuschendsten Reisezielen, nicht mehr drin war. Die FNP („Leer und tot: Frankfurt watscht Frankfurt ab“) hat das, unabhängig sonstiger Verflechtungen der in Frankfurt erscheinenden Zeitungen, zwar nicht viel ausführlicher, aber immerhin doch ein wenig anders serviert.

Eben also noch das letzte Stückchen des Pastramischnittchen runtergeschluckt, schon ist Frankfurt nicht mehr hip, wie es vor wenigen Monaten einem die New York Time noch glaubhaft machen wollte, sondern langweilig. Das behauptet zumindest die us-amerikanische Huffington Post. Die Wahrheit dürfte wohl irgendwo in der Mitte liegen, alles andere spiegelt einfach nur das gegenwärtiges Problem wider, die Dinge immer nur schwarz oder weiß, statt bunt zu betrachen oder nach dem „Entweder Oder“-Prinzip zu bewerten, statt einfach mal ein „Und“ in Erwägung zu ziehen. Denn im Fall der „Beurteilung“ durch amerikansiche Publikationen trifft auf Frankfurt sicher beides zu. Irgendwie hip, aber auch öde, trist und dadurch langweilig. Ergo: Frankfurt kann man mögen. Muss man aber nicht. Je nachdem, wie man die Dinge betrachten möchte.

Die Huffington Post beißt sich ausschließlich am „Financial District“, dem sogenannten „Bankenviertel“, fest, welches nachts eine völlig verwaiste Gegend zurücklässt. Das ist meines Erachtens keine falsche Beobachtung, man könnte dies, bis auf wenige Ausnahmen, sogar auf weitere Teile der Innenstadt erweitern. Zum Glück haben die nicht noch in der Bürostadt in Niederrad vorbeigeschaut oder gar in Riedberg. Andererseits, wer weiß ob da nachts überhaupt noch eine Bahn hin- oder noch viel schlimmer, zurückgefahren wäre. Die New York Times hat sich seinerzeit etwas mehr Mühe gemacht. Oder? Genau betrachtet eigentlich auch nicht, denn die dort erwähnten Spots sind der Erweiterungsbau des Städel am Schaumainkai, das Maxie Eisen in der Münchener Straße, das Lamoraga in der Junghofstraße und das Moriki an der Taunusanlage. Nach Angaben von Google Maps läuft man die exakt 2km „lange“ Strecke mit all diesen vier Spots in gerade mal 26min. ab. Somit ähnelt der Aktionsradius der NYtimes dem der Nur-Bankenviertel-Betrachtung der HuPo. Fragt halt keiner danach, solange es sich Lobhudeleien handelt. Im umgekehrten Fall hingegen wird schon mal „genauer“ hingeschaut.

New York Times hin, Huffington Post her, da halte ich es doch lieber weiterhin mit den Worten des Poetry Slammers Jean Ricon: „Die Stadt ist aus Beton gebacken, mit Häusern, die bis in die Wolken wachsen. Sie trägt Smog als Lidschatten und Streetart wie Make-Up auf ihren Wangen. Sie schmückt sich mit zerbrochenen Flaschen und den Goldreserven der Banken, sie ist heute ein Punk und morgen eine feine Dame, sie ist blaublütiger Adel, aber kauft ihr Bier an der Tanke“ (aus: An die Stadt)

Einen schönen Artikel anlässlich der  Zeilen zu Frankfurt in der Huffngton Post gibt es hier: What you want to see ist what you get. (Headline in englisch, Text in deutsch).

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Kommentare

  • flapane sagt:

    Actually, I find it to be the closest thing to a north american downtown, it’s tidy (speaking of the centre of the city), there are a lot of cafes and parks where chilling out during summers, a beautiful neighborhood (Romerberg), plus one of the biggest european airports just a few minutes from the city. As an italian who visited quite a few countries, it didn’t look that bad to me…
    Of course it won’t be as much „exciting“ as Berlin or Hamburg, but every place has it’s cons and its pros.

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