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In Frankfurt wird viel gebaut. Neue Projekte, neue Baustellen, neue Bagger, neuer Lärm und neue Einschränkungen an unzähligen Orten in der Stadt. Es scheint nicht nur nie ein Ende zu nehmen, es wird von Jahr zu Jahr sogar schlimmer. Zu allem Überfluss sind auch immer wieder Gebäude davon betroffen, die – warum auch immer – als Rekonstruktion oder Neuinterpretation erneut gebaut werden, anstatt die Gelegenheit dafür zu nutzen, ein komplett neues Kapitel aufzuschlagen und Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen. Alles hat seine Zeit und – surprise – meistens sogar aus guten Gründen. Der neue Henninger Turm wird nie der echte Henninger Turm sein und die neue Altstadt wird nie die echte Altstadt sein. Wozu eigentlich mit einem seelenlosen Abklatsch daran erinnern? Auch wird nichts auf irgendeine Weise akzeptabler, nur weil im restlichen Frankfurt – siehe Europaviertel, Hanauer Landstraße, Maintor Areal und Riedberg – überwiegend Architektur zum Wegsehen entstanden ist und noch entsteht oder Besucher*innen rund um die – ja, wirklich – „Eröffnung“ der neuen Altstadt kundtun durften, wie schön doch diese Häuschen seien.

In der Deutschlandfunk-Sendung „Corso: Rechte Räume – Architektur ist immer politisch“ vom 26. Oktober 2018 weist Stephan Trüby, Architekturtheoretiker und Professor für Grundlagen Moderner Architektur und Entwerfen an der Universität Stuttgart, darauf hin, „dass hinter der Rhetorik einer angeblichen Schönheit, einer angeblichen Tradition, einer angeblich europäischen Stadt, eben durchaus auch eine rechtsradikale Kulturpolitik, Architekturpolitik in diesem Falle, stehen kann.“ Von Beginn an seien Altstadtdebatten und Debatten um Rekonstruktionen Teil dieser politischer Entwicklung gewesen. Als eine Schlüsselfigur macht Trüby in diesem Zusammenhang den britischen Historiker, aber auch Holocaust-Leugner und Geschichtsrevisionisten David Irving aus. Dessen Buch über die zerbombten Städte in Deutschland sei Teil dieser Ideologie und im Fahrwasser von Irving fänden sich viele der heutigen Stadtbildinitiativen.

Da Sendungen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks leider irgendwann depubliziert werden, gibt es an dieser Stelle wenigstens noch den Link zum dazugehörigen Artikel „Rechte Räume“ – Architektur ist immer politisch.

Bubatzkarte für Frankfurt: In den rot markierten Bereichen darf auch künftig nicht gekifft werden.

Gestern Tricky-Cracky-Guide, heute Bubatzkarte

„Ich hätte gerne einen Stadtplan von Frankfurt aus dem man erfährt, wo man was bekommen kann ...“ – 1994 noch ein Badesalz-Sketch, 2024 Realität mit der Bubatzkarte.
Sei kein Bike-Arsch - Schild in der Freßgass in Frankfurt

Sei kein Bike-Arsch

Radfahrer*innen sind als einzige Verkehrsteilnehmer*innen auf Straßen, Radwegen und Gehwegen (!) unterwegs und trotzdem immer schlecht gelaunt und dauerempört. Was viele von ihnen gar nicht wissen: Man muss Autos und…
Take back the Cinema - Das Berger Kino in Frankfurt wurde besetzt

Berger Kino – Besetzt und wiedereröffnet

Heute wurde das Berger Kino, das bereits seit vier Jahren leer stand, besetzt und wiedereröffnet – selbstverwaltet.

4 Comments

  • Malte sagt:

    Zu der fragwürdigen Intention kommt noch die Wertheim-Village-Ästethik hinzu. Einfach alles viel zu glatt, gerade und sauber. Als Tourifalle funktioniert es bereits prächtig, so gut, dass einige Anwohner schon “Privat, Innenhof nicht betreten” Schilder aufgegangen haben.

    • stadtkind sagt:

      Bin gespannt wann die ersten Vorschläge zu einer Gated Community mit Besuchszeiten und Zugangskontrolle für dieses Areal eingereicht werden. Könnte mir aber gut vorstellen, dass wenn alle Touris aus Wetterau-, OF-Landkreis-, MTK- und MKK einmal dort waren, sich das auch wieder etwas legt und dann primär die asiatischen Reisegruppen übrig bleiben. Die wiederum wären dort aber auch zugange, wenn einfach nur weitere Drogerie-Filialen eröffnet hätten. Na mal sehen.

  • Heiner Hanglans sagt:

    Das heutzutage alles mit rechts, rechtsradikal oder Nazi aus dem Weg erklärt werden muß…

    Man kann städtische Entwicklungen gut oder schlecht finden- auch ich finde es schade, daß Vieles in Frankfurt abgerissen wird, was hinterher wieder aufgebaut wird.
    Aber im Falle der Altstadt ist das, auch entgegen meiner Vermutung, doch recht gut gelungen.
    Und sie war mithin zerbombt, nicht abgerissen, wie dereinst das Thurn und Taxis Palais, welches dann ein paar Zentimeter nach hinten verlegt, wieder aufgebaut wurde.

    Ich finde es übrigens auch schade und bezeichnend, wie Du, liebes Stadtkind, recht selbstgefällig Wetterau-, OF etc Landkreise über einen Kamm scherst, und im Vergleich letztlich als minderwertig darstellst.

    Dabei waren doch so viele der „städtischen Größen“ selbst aus solchen „Käffern“… sei es ein Väth, oder Löffel, oder jede Menge anderer Gesellen und auch Gesellinnen.

    … mal sehen, ob Du diese `andere Meinung´ stehen läßt. ;-)

    • stadtkind sagt:

      Weiß nicht welche Erfahrungen du sonst mit deinen Kommentaren im Internet machst, lieber Heiner Hanglans, aber warum sollte ein Kommentar mit dem üblichen Mix aus Meinung, Kritik auf Grundlage eigener Interpretationen und Schlussfolgerungen und dass alles pseudo-mäßig abgesichert durch einen Zwinkersmiley nicht stehen bleiben bzw. gar nicht erst freigeschaltet werden? Kommentare wie diese sind mein Applaus!

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