Nachdem die Schlange mir eine recht lange Wartezeit suggerierte, düste ich fix auf gut Glück gen E-Kinos an die Hauptwache um den kürzlich in Deutschland gestarteten „The Avengers„ zu sehen. Bzw. erstmal um zu sehen ob und falls ja, wann der da überhaupt läuft, weil zuvor die Kino Journal-App ständig abstürzte und wollte, daß ich erst die aktuellen Daten lade, was ewigst dauerte und ich daraufhin abbrach und die Kino.de-App ohne vorheriges Update erst gar keine Daten zur Verfügung stellen wollte. Schöne neue Smartphone-Welt. Aber es hat sich gelohnt diese kleinen Hürden zu nehmen, denn das Marvel-Universum serviert deren Anhänger ein echtes Highlight. Ich weiß nicht, wann ich zum letzten mal zum Filmende ein applaudierendes Publikum vernahm- Sneakpreviews und Filmfestivals ausgenommen. Amerikanisches Helden-Popcorn-Kino at its best- Action, Special Effects und Humor- einfaches, aber wirklich gutes Entertainment und mit Scarlett Johansson und Robert Downey Jr. auch eine recht illustre und überzeugende Besetzung an Bord. Dieser Film gehört definitiv zu den besten Verfilmungen von Comic-Helden, that´s for sure.
In den letzten sechs Wochen war das mit diesem Besuch bereits das vierte mal, daß ich ein Kino aufsuchte- ein Wert, den ich sonst bestenfalls in zwölf Monaten erreiche. Angefangen hat es mit dem Gewinn eines Kinobesuchs im Deutschen Filmmuseum. Da ich bis dato noch nie dort war, muß ich ja an dieser Stelle gestehen, daß ich gar nichts von der Existenz eines Kinos dort wusste. Gezeigt wurde der Film „Eastern Promises“, der bereits 2007 gedreht wurde und im Folgejahr für diverse Auszeichnungen nominiert wurde. Ein irgendwie schräger und auch recht gewalttätiger Krimi, der sich dem russischem Mafia-Milieu annimmt. Regie führte David Cronenberg, Schauspieler/innen mit von der Partie waren Vincent Cassel, Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl und den hier wirklich alles überragenden Viggo Mortensen.
Wirklich gute schauspielerische Leistungen vermisste man beim nächsten Film, den ich im Rahmen des Lichter Filmfests im Cinestar Metropolis sah. Hier handelte es sich um den in Frankfurt gedrehten Film “Rote Perlen“. Klar, Low Budget, kann gut gehen, muß aber nicht. Irgendwo dazwischen würde ich ihn einstufen. Solange sich die Performance um Tabakgemische, Alkohol und WG-Geplauder drehte war die Welt in Ordnung, doch je mehr schauspielerische Leistung manch eine Szene erforderte, um so mehr wurden die Grenzen eben jenes Könnens offensichtlich. Bewertet man diese Szenen nicht all zu hoch, lässt sich durchaus ein gewisser Charme nicht abstreiten, was am Protagonisten „Joe“, gespielt von Daniel Rothaug, gelegen haben dürfte, seine Präsenz dominiert den Film doch recht stark. Der Brad Pitt aus Fight Club für Arme in der Parkbank-Szene war aber auch mal richtig genial, schade, daß er nur diese eine Szene hatte. Beim Publikum kam der Film aber sehr gut an, was aber auch daran gelegen haben könnte, daß ich offenbar der Einzige im Saal war, der nicht irgendeinen Mitwirkenden (er)kannte, denn immer wenn eine neue Figur im Film auftauchte, gab es aus den unterschiedlichsten Ecken Beifall, Support, Getuschel, Zurufe o.ä.
Am selben Ort sah ich mir kurze Zeit später „Russendisko“ an. Eigentlich wollte ich den gerne im Berger Kino sehen, aber ich kam leider erst an als der Film schon lief, so daß ich die nächstbeste Aufführung in der City in Angriff nahm. Russendisko. Das Buch von Wladimir Kaminer hatte ich über mehrere Jahre so oft im Hugendubel an der Hauptwache in den Händen und doch verließ ich den Laden immer mit anderen Büchern. Als ich die ersten Plakate zum Film entdeckte, die mich auf den Filmstart (und überhaupt die Verfilmung) hinwiesen, dachte ich, JETZT mußt Du das lesen, bevor das in die Kinos k0mmt- aus Prinzip- zumal im Film die Hauptrolle an den mir nur aus Talkshows bekannten und nicht wirklich sympathisch wirkenden Matthias Schweighöfer vergeben wurde, so daß ich zunächst auch gar nicht den Drang verspürte, den Film (zumindest im Kino) zu sehen. Weiterhin fand ich den Trailer zum Film auch irgendwie nicht soooo einladend und das Buch, welches ich fix binnen zwei Tagen las war nett, aber nicht überwältigend. Dennoch entschied ich mich eines Tages spontan, mir den Film anzuschauen, was sich als gute Entscheidung herausstellen sollte. Was oberflächlich als Die-Abenteuer-drei-junger-Russen-im-Berlin-des-frisch-vereinten-Deutschland-Story daherkommt, ist eigentlich ein schöner Film um Heimat, Heimweh, Liebe = Ankommen / den Platz im Leben finden- sowohl geographisch, kulturell wie auch beziehungstechnisch. Schöner Film, ich war sehr angenehm überrascht.
Achja, es gibt sogar ein The Avengers App. Das ist ein interaktives Comic. Ich finde die Idee gut. Nur die Umsetzung ist noch nicht so gut gelungen. Ich hoffe da wird in nächster Zeit einiges passieren. Interaktive Comics wären doch mal was :)
Russendisko habe ich mir extra nicht angeguckt aus Angst enttäuscht zu werden. Von der Beschreibung her, ist die Verfilmung nicht sehr buchgetreu. Ich habe alle Kaminer Bücher gelesen und mich meistens kaputt gelacht. Ich lieb‘ sein Humor. War auch auf mancher seiner Lesungen. Das Einzige was ich, aus irgendwelchen Gründen auch immer, verpasse, sind seine Russendiskos. Ich wäre sogerne bei seinen ersten dabei gewesen, bevor es als schick bewertet wurde, dort gesehen zu werden.
Okay, stimmt, ich habe den Film jetzt nicht anhand seiner buchtreue bewertet und die Wahrnehmung des Themenschwerpunktes ist durchaus auf einer recht persönlich-bedingten Wahrnehmung erfolgt.