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Vor einigen Jahren, es müsste 2007 oder 2008 gewesen sein, las ich der Frankfurter Rundschau einen kleinen Artikel zu „Ungereimtheiten“ in Frankfurt am Main. Die Autorin des Textes (Name leider nicht bekannt) erwähnte dort u. a., dass der Stadtteil Bornheim sich nicht über die gesamte Länge der Berger Straße erstreckt, obwohl sich dort eigentlich jeder in Bornheim wähnt. Da ich in Bornheim geboren und aufgewachsen bin, fühlte ich mich seinerzeit dazu berufen, der FR eine E-Mail zu schreiben und darauf hinzuwiesen, dass sich da wohl ein Fehler eingeschlichen haben müsse. Nun ja, was soll ich sagen: In der darauffolgenden Korrespondenz wurde schnell klar, dass ich falsch lag.

Mit dieser, nun für mich neuen Erkenntnis konfrontierte ich künftig alles und jeden, sofern das Thema irgendwie aufschlug, zum Beispiel wenn neue Geschäfte auf der Berger Straße eröffneten, welche sich meistens im unteren Abschnitt der Berger Straße und somit im Stadtteil Nordend-Ost, befanden. Dieses „Nordend“ – irgendwie ein Wort, dass es früher um mich herum überhaupt gar nicht gegeben hatte, alles war Bornheim, die gesamte Berger Straße, der Sandweg, der Günthersburgpark usw. Klar, man kann auch mal falsch liegen, sich es anders gedacht haben, Dinge ungeprüft übernehmen und sie als richtig voraussetzen, aber kurios ist es doch allemal, was für Kreise diese Bornheim-Nordend-Verwechslung gezogen hat, selbst heutzutage noch.

Neuer Schwung in diesem Kuddelmuddel kam vor wenigen Wochen: Das Amstblatt Nr. 52 für Frankfurt am Main vom 24. Dezember 2013 verkündete eine Änderung der Stadtteilgrenze zwischen Nordend-Ost und Bornheim. Der Stadtbezirk 240, im Kartenauschnitt dunkelgrau gekennzeichnet, gehört mit dieser Bekanntmachung nicht mehr zum Stadtteil Nordend-Ost, sondern zu Bornheim.

Die Grenze zwischen den Stadtteilen Bornheim und Nordend-Ost verläuft nun entlang der Höhenstraße und der Burgstraße, anstatt wie zuvor, entlang der Wiesenstraße. Anders formuliert: Der mittlere Abschnitt der Berger Straße, mit dem Gebäude wo früher der Saturn drin war, der St. Josef Kirche und dem Berger Kino, und die Abschnitte der parallel dazu verlaufenden Heidestraße und Petterweilstraße, gehören nun wieder zu Bornheim.

google-maps-karte-bornheim

Änderung der Stadtteilgrenze Bornheim und Nordend

Die Grenzen des heutigen Stadtteils Bornheim sind nicht identisch mit den Grenzen der historischen Gemeinde Bornheim, als diese 1877 von der Stadt Frankfurt eingemeindet wurde. Weiterhin wurde fast hundert Jahre später, im Jahr 1972, das Stadtgebiet von Frankfurt in 16 Ortsbezirke unterteilt, welche fortan die größte Gliederungseinheit der Stadt waren, danach erst kommen die 46 Stadtteile und die 121 Stadtbezirke. Im Zuge dessen wurde auch dieser Stadtbezirk 240 dem Ortsbezirk 3 und Stadtteil Nordend-Ost zugeordnet. Dies führte zu Protesten bei den Bornheimern und einige Wahlperioden später wurde dieser Stadtbezirk 240 wieder deren Ortsbezirk 4 zugeordnet, verblieb aber weiterhin im Stadtteil Nordend-Ost! Verstehen muss man den ganzen Zirkus sicher nicht. Glücklicherweise definiert sich in Frankfurt kein Mensch über Ortsbezirke, sondern über Stadtteile.

Ebenfalls anders verortet werden in Frankfurt die folgenden Plätze und Gebäude:

  • Der Frankfurter Hauptbahnhof befindet sich nicht im Bahnhofsviertel, sondern im Gallus.
  • Uni Campus Bockenheim und AfE-Turm liegen alle nicht in Bockenheim, sondern im Westend-Süd.
  • Der auch als „Ginnheimer Spargel“ und „Fernsehturm“ bekannte Europaturm liegt nicht in Ginnheim, sondern in Bockenheim.
  • Das Sportleistungszentrum von Eintracht Frankfurt, wo u.a. auch der Fußball-Nachwuchs (U19, U17, etc.) der SGE spielt, befindet sich nicht im Stadtteil Riederwald, sondern auf Seckbacher Gemarkung.
Bubatzkarte für Frankfurt: In den rot markierten Bereichen darf auch künftig nicht gekifft werden.

Gestern Tricky-Cracky-Guide, heute Bubatzkarte

„Ich hätte gerne einen Stadtplan von Frankfurt aus dem man erfährt, wo man was bekommen kann ...“ – 1994 noch ein Badesalz-Sketch, 2024 Realität mit der Bubatzkarte.
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Radfahrer*innen sind als einzige Verkehrsteilnehmer*innen auf Straßen, Radwegen und Gehwegen (!) unterwegs und trotzdem immer schlecht gelaunt und dauerempört. Was viele von ihnen gar nicht wissen: Man muss Autos und…
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Berger Kino – Besetzt und wiedereröffnet

Heute wurde das Berger Kino, das bereits seit vier Jahren leer stand, besetzt und wiedereröffnet – selbstverwaltet.

10 Comments

  • Sylvie sagt:

    Und bornheimkindffm ist endlich angekommen? :)

  • Anonymous sagt:

    Und Uniklinik, Rennbahn, Waldstadion und Golfplatz sind in Sachsenhausen, nicht Niederrad oder Schwanheim.

    • stadtkindFFM sagt:

      Golfplatz sagt mir ehrlich gesagt nichts, Stadion kenne ich eigentlich nur als Sachsenhausen(-Süd), aber die Rennbahn hatte ich tasächlich mit Niederrad im Sinn, statt Sachsenhausen, war jedoch bisher noch nie selbst vor Ort.

  • dc sagt:

    Der Saturn ist nicht mehr in der Berger? echt jetzt?

  • M. sagt:

    „Uni Campus Bockenheim (…) und Bockenheimer Warte liegen alle nicht in Bockenheim“. Das hat schon was. :D Verrückt.

  • Karl sagt:

    „Die Grenzen des heutigen Stadtteils Bornheim sind nicht identisch mit den Grenzen der historischen Gemeinde Bornheim“
    Hier hat sich mal jemand die Mühe gemacht und die historischen Grenzen Bornheims (rot) eingezeichnet: http://www.stjosef-bornheim.de/neustjosef/hist/img/Grenzen_Bornheim.gif. Man sieht: Ein ganzes Stück Nordend-Ost, einschließlich des Günthersburgparks, liegt auf „Bornheimer Gemarkung“, und wird auch im Grundbuch bis heute so verzeichnet. Der Sandweg allerdings lag „immer schon“ auf Frankfurter Gemarkung.

    „Nordend-West“, „Nordend-Ost“ und „Ostend“ sind ja eh Wortschöpfungen aus dem letzten Jahrhundert. 1910 hießen die entsprechenden Stadtbezirke – damals von 1 bis 50 nummeriert – offiziell noch „Nördliche Außenstadt“, „Nordöstliche Außenstadt“ und „Östliche Außenstadt“: http://abload.de/img/stadtbezirke_1910zoua1.gif

    Interessant wäre es allerdings zu erfahren, warum die Stadtpolitik jetzt diese Umetikettierung vorgenommen hat: Die Einwohnerzahl des Nordends geht doch auch so schon zurück.

  • Susi sagt:

    Na die Umetiketierung ist doch klar, Bornheim hat die höheren Mieten und Wohnungspreise. Die brauchen an Saturn Stelle das Berger „PALAIS“ ! Wie sieht das denn aus wenn das im Nordend steht´. Das wohnt doch nur der Schickimickiproll *ironieoff* Ich wette drauf das der ausschlaggebende Moment genau dieser Bau war.

    • stadtkindFFM sagt:

      Meinst du? Ich glaube, daß sich Bornheim und Nordend-Ost diesbezüglich nicht wirklich viel geben.

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